Persönliche Gedanken und Gedichte

Das Referendum

Aber Herr Lubbers, zwischen all den Gedichten plötzlich ein politischer Artikel?

Ja, es musste sein. Lange habe ich gezweifelt, bekomme aber derzeit zuviele Signale aus meiner Umgebung, die darauf deuten, dass wir als Volk, wir Niederländer, Sie und ich, nicht in der Lage sein könnten, eine eigene Meinung zu bilden und eine wohlüberlegte Stimme abzugeben.

Die Europäische Verfassung - Stimmt mit 'NEIN'.

Die Diskussionen um Ihre Entscheidung beim Volksentscheid am 01.06.2005 werden Ihnen nicht entgangen sein. Politiker kümmern sich allerorts um die Bürger, um diese von einem (für sie) tödlichen NEIN ab zu halten.

Politische Spielchen

Anstatt ernsthaft mit den Bürgern über die europäische Verfassung zu reden, was diese bedeutet, werden wir überladen mit demagogischen Sprüchen und Unheilsbildern, die Niederlande verlöre ihr Gesicht, wenn wir mit NEIN stimmen würden. Es dürfte klar sein, dass dies schon längst geschehen ist, durch den Kuhhandel, den unsere Politiker im europäischen Parlament eingegangen sind. Wenn noch ein wenig Respekt für die Niederlande vorhanden ist, würden wir ihn verlieren, wenn wir mit JA stimmen würden. Das übrige Europa hat seine Augen auf uns gerichtet und ist sich schon längst im klaren über die vorherrschende Stimmung in unserem Land. Glauben Sie wirklich, dass wir noch ernst genommen werden, wenn wir unter staatlichem Druck unsere Meinung ändern?

Es ist schlecht für unsere Wirtschaft? Aber sehr geehrter Herr Zalm, dass war bereits bei der Einführung des Euro und dem unterbewerteten Gulden doch schon der Fall. Ausserdem stimmen wir nicht gegen die Europäische Union an sich, wir wehren uns gegen eine hingeschlunzte Verfassung, die uns nicht gefällt.

Der Beitritt der Türkei ist nach Meinung viele Politiker die eigentliche Ursache für das NEIN. Aber sehr geehrte Damen und Herren, viele Jahre lang haben Sie uns vorenthalten, dass die Türkei noch lange nicht so weit ist für einen Beitritt, sie müsse erst einige Voraussetzungen erfüllen. Dann entscheiden Sie plötzlich, dass die Türkei doch beitreten kann. Aber was ist beispielsweise mit den Menschenrechten? Noch nie davon gehört?

Das Informieren der Bürger (eine Aufgabe der Behörde) hat aufgehört mit der Verbreitung einer Zeitung, in der unbegreifliche Texte stehen wie in einem Roman, in denen sogar ein Professor den Kern der Sache nur mit viel Mühe finden kann oder sogar völlig aus den Augen verliert.

Schnell werden noch 3.5 Millionen freigemacht, für eine bereits verlorene Kampagne, um das Volk zu überzeugen sich doch noch auf der Seite der Politiker zu stellen. Denn, oh weia, oh weia, welch einer Blamage wäre ein NEIN. Aufgepaßt, nicht für die Niederlande, nein die Blamage gilt den Damen und Herren PolitikerInnen.

Der Höhepunkt dieses Volksbetruges ist die Verwendung von Behördengeldern für einen ekelhaften Werbespott, der mit Horrorbildern des Holocausts und des Attentats in Madrid den Wähler von einen NEIN zur Verfassung ab halten soll.

Man geht mit unseren Steuergeldern etwas zu leichtfertig um meiner Meinung nach. Ich denke dabei an den Millionen verschlingenden Umzug von und nach Brüssel und Straßburg, nur zum Ruhm und zur Ehre der Franzosen. Die wollten doch nicht mitmachen, wenn nicht auch in Frankreich Sitzungen abgehalten würden. Derartige Dinge werden Ihnen aber ängstlich vorenthalten.

Ist das die europäische Einigung? Ist es das, was Sie und ich hören wollen, wenn es um das Interesse Europas geht?

Ein vereintes Europa - JA

Die Verfassung wie sie nun vorliegt - NEIN

Sollen ein paar Länder in Europa bestimmen, weil sie mehr Einwohner, oder einen Größenwahn haben, um solche Forderungen zu stellen?

Oder sollte die Basis des Vertrauens in einem vereinten Europa beruhen auf der Gleichwertigkeit "aller" Bürger anstelle der Überlegenheit einzelner Mitgliedsstaaten.

Solange solche Texte in der Verfassung eines vereinten Europas stehen, ist unsere einzige Erwiderung eine Ablehnung. Nun denn! Man hat uns aufgerufen als Europäer unsere Meinung hören zu lassen, das werde ich bestimmt tun und ich lasse mich dabei nicht drängen durch ein paar Politiker die Stress haben wegen des Gedankens eines NEINs des niederländischen Volkes.

Laßt es allen klar sein, daß ein NEIN gegen die europäische Verfassung kein endgültiges Nein zum vereinten Europa ist, oder sogar zum "klaren und gediegenen" europäischen Rechtssystem.

Ein NEIN von Ihnen ist Ihre Möglichkeit den Politikern ein klares Signal zu geben, daß das, was nun präsentiert wird, unakzeptabel ist und sie ihre Hausaufgaben noch einmal machen müssen. Und glauben Sie mir, für ein derartiges Signal ist es die höchste Zeit.

Ich möchte eine gute Verfassung und stimme mit NEIN. Machen Sie mit?

PS. Es ist wichtig, daß Sie wählen gehen, egal wie Sie stimmen. Denn nur dann können wir ein demokratisches Signal abgeben, daß wir als Bürger gewiss mündig sind und unsere Interessen selbst vertreten können.

Hinzugefügt am 26. Mai 2005

Momentan werden die Wähler gedrängt, ihnen wird in's Gewissen geredet, man versucht das Blatt noch zu wenden.

"Europa wird auseinander fallen", meint Chirac am Vorabend des französischen Referendums.

"Die Niederlande wird wochen- und vielleicht monatelang weniger Macht haben in wichtigen Entscheidungen der Europäischen Union, wenn die niederländische Bevölkerung gegen die europäische Verfassung stimmt." so Barosso, der Vorsitzender der EU.

Meine Damen und Herren, ist es Ihnen entgangen, dass ein Nein zur Verfassung nur die Verfassung selber betrifft, nicht aber die Europäische Union?

Oder sollte man eine solche Aussage als einen emotionalen Versuch verstehen, die Nein-Wähler umzustimmen? Dies ist dieselbe Taktik, die die Damen und Herren verachten und dem NEIN-Lager zuschreiben.

Politische Erpressung als Mittel der Überzeugung, woher kenne ich das?

Hinzugefügt am 29. Mai 2005

Frankreich sagt NEIN

Vive la France

Jetzt wir.

Sie werden doch auch Ihre Stimme abgeben, oder?

Hinzugefügt am 1. Juni 2005

Die Niederlande sagt NEIN zur Europäischen Verfassung.

Es ist klar, eine überdeutliche Mehrheit hat sich gegen die Europäische Verfassung, so wie sie jetzt vorliegt, entschieden.

Ein großer Sieg für die Demokratie und ein klares Signal zur Politik. Europa ist zu geschlossen, unverständlich und unsere eigenen Politiker scheitern. Scheitern, wenn es darum geht den Wählern zu erklären, warum es die Verfassung geben soll. Und vor allem warum einiges nur auf europäischem Niveau geschehen soll, und was die Konsequenzen sind für Sie und mich, als Bürger der Niederlande und nebenbei als Europäer.

Politiker, Wir, die Bürger haben gewählt!

Übersetzung: Thea Lubbers und Christine Ewert